vorm buechergestell

12
Sep
2008

Schwacher Gerritsen-Krimi

Neulich habe ich gesehen, dass spiegel.de auffallend grosse Werbung für Leichenraub macht, den neuen Krimi von Tess Gerritsen. Tatsächlich ist der Name Gerritsen Garantie für Krimiliteratur, die mit Sachkenntnis über Pathologie zu packen weiss. Und ihre Plots erreichen jeweils vor lauter Rasanz fast schon Überschallgeschwindigkeit. "Leichenraub" aber bietet plotmässig wenig als nervöses Gehetze.

Empfehlen kann ich höchstens die Lektüre der ersten 40 bis 50 Seiten. Auf ihnen nimmt sich Gerritsen einer Frage an, an dem sich schon zahllose werdende Mütter mehr oder weniger wohlig gegruselt haben mögen: Wie kamen Babies zur Welt, als die moderne Medizin noch in den Kinderschuhen steckte? Ohne Fachlatein, aber kundig und hoch emotional schildert Gerritsen, was das Kindbettfieber in einem Bostoner Spital des frühen 19. Jahrhunderts anrichtet (nichts für zarte Gemüter).

Die Haupthandlung des Buches aber ist in der Gegenwart angelegt: Die Heldin findet im Garten ihres neuen Hauses ein Skelett. Irgendwie stehen die Knochen im Zusammenhang mit den Geschehnissen rund um zwei Ärzte in der Vergangenheit. Sie haben herausgefunden, wie man das grassierende Kindbettfieber aus den Spitälern vertreiben könnte: mit mehr Hygiene. Eine Idee, die die amtierenden Oberärzte erst lächerlich, dann zusehends bedrohlich finden.

Eine an sich spannende Ausgangslage. Doch je länger die Lektüre dauert, desto mehr zerfallen der Plot der Gegenwart und jener der Vergangenheit. Gerritsen zieht noch die unplausibelsten Entwicklungen an den Haaren herbei, um etwas Spannung zu erzeugen. Heldin wird ein Mädchen aus der Unterschicht, das schliesslich ganz nach oben heiratet - eine höchst unwahrscheinliche Entwicklung, was Gerritsen aber nicht zu merken scheint. Und die moderne Heldin reift an ihrem Beispiel durchaus. Aber nicht so, wie sie es laut Madame Frogg sollte.

Es kann nicht gut bestellt sein um das Sortiment des Limes Verlags, wenn er mit diesem Buch eine so kostspielige Werbekampagne bestreitet!

12
Mai
2008

Mäkeln über einen Helden

Fröschinnen sollten über einen Helden wie Orhan Pamuk nicht mäkeln. Seine Bücher sind wirklich aussergwöhnlich. Hobbyautorin Frogg jedenfalls mutet es an wie ein Wunder, dass ein Roman wie Rot ist mein Name überhaupt geschrieben werden konnte: Er ist ja so ausgeklügelt konstruiert mit seinen ständig wechselnden Ich-Erzählern. Er jongliert ja so gekonnt mit so vielen verschiedenen Genres: Mal ist er ein philosophisches Traktat über den Islam und seine Kunst, mal ein Liebesroman wie ein Märchen aus 1001 Nacht und dazu auch noch ein Krimi. Und er ist er ein mutiges Buch, weil hoch politisch: Pamuk schildert, wie die Buchmaler Istanbuls 1591 unter dem Druck der westlichen Renaissance-Malerei in Panik geraten. Dass die Leser da an die aktuelle Weltlage erinnert werden, ist sicher beabsichtigt.

Bestimmt ist es richtig, dass Pamuk dafür (und für Schnee) den Nobelpreis bekommen hat. Allerdings dürfen wir uns nicht wundern, dass das für konservative Kreise in der Türkei eine Provokation war. Schliesslich ist es dort immer noch verboten, das "Türkentum" zu beleidigen (was immer das heissen mag). Zwar ist der Paragraf kürzlich ein wenig gelockert worden. Aber was bedeutet das wirklich? Da masse ich mir im Moment lieber kein Urteil an.

Ich habe auch nicht vor, über Pamuk und die Politik zu mäkeln. Ich mäkle hier nur über Pamuk, weil ich seinen Stil zuweilen emüdend finde. Weil ein Onkel in diesem Buch stets ein "Oheim" ist, weil "vom Geiste" und nicht "vom Geist" die Rede ist, weil die Sätze stets lang, verschachtelt und gepflegt sind. Weil im Buch zwar an die 20 verschiedene Erzähler auftreten: Männer, Frauen, ein Kind, ein Toter gar und auch eine gemalte Münze. Weil sie aber immer exakt genau dieselbe Sprache sprechen. Immer (naja, fast immer) ertrinkt da jeder Ansatz von Humor, jede Theatralik in diesem hohen, gespreizten Stil.

"Aber das ist doch genau richtig so!", sagen jetzt die Kenner unter Euch. "Pamuk zeigt damit, wie die Figuren in diesem Buch denken, wer sie sind: dass sie eben denken wie Menschen aus dem Spätmittelalter. Dass sie keine Individuen im modernen, westlichen Sinne sind. Genau deshalb ist dieser Roman genial: Weil er im Stil wiedergibt, was er uns inhaltlich sagen will."

Ja, kann schon sein...! Nur: Anstrengend finde ich das trotzdem!

7
Apr
2008

Die Wohlgesinnten 3

Nachdem ich meine Skrupel überwunden habe, beginne ich einige Stellen im Buch zu mögen. Ich habe den Eindruck, dass Littell darin eine Grundaussage verfolgt: Wenn Menschen (Männer?) sich zusammentun, um Geschäfte zu erledigen, dann entwickeln sie immer dieselben Verhaltensmuster. Egal, ob sie Aktien verkaufen, Computerprogramme herstellen oder Tausende von Menschen töten. Der Ton der Diskussionen im Buch erinnert teils verblüffend an Gespräche, die ich in Betrieben gehört habe: in Betrieben, wo Männer unter sich sind und ständig ihren Status und ihre Tatkraft unter Beweis stellen müssen. Ob Littell für diesen Effekt Anachronismen bewusst in Kauf nimmt, weiss ich nicht (hier werden sie beschrieben).

Gelegentlich erzeugt Littell in diesen Passagen eine Wirkung, die absurder Komik nicht unähnlich ist. Etwa, wenn Aue und sein Freund Thomas gerade von einer grossen Schlächterei in der Ukraine kommen und den Geburtstag von Aue in einem netten Restaurant feiern. Dort diskutieren die beiden dann höchst sachlich über Sinn und Unsinn ihrer Arbeit (S. 202). Aue äussert durchaus leise Kritik an der Judenvernichtung. Sie sei "ohne wirtschaftlichen und politischen Nutzen" und "in praktischer Hinsicht ohne Sinn und Zweck". Aber da gibt es keine Äusserung des Entsetzens oder der Verzweiflung, nur Sachlichkeit.

Oder auf den Seiten 300 bis 400 des Buches. Aue sitzt gerade im Kaukasus und bekommt etwas weniger Gräueltaten mit. Dafür verwickelt sich die SS in einen Machtkampf mit der Wehrmacht (Machtkämpfe - auch sie ein typisches Phänomen in den Abteilungen von Grossbetrieben). Der Streit wird über die Frage ausgetragen, ob die kaukasischen Bergjudenstämme von der Judenvernichtung ausgenommen werden sollen - zumal sie von strategischem Nutzen sein könnten (die Meinung der Wehrmacht). Oder ob sie eben doch gefährlich werden könnten (die Meinung der SS - wobei man den Eindruck nicht loswird, dass die SS in der Frage einfach ein Exempel statuieren will). Schliesslich wird eine Konferenz über die Frage abgehalten, in der eingehend und mit den lächerlichsten Argumenten über die Frage diskutiert wird. Monty Python könnten aus dem Stoff einen ihrer zynischen Sketches machen. Leider ist Littell nicht Monty Python: Er wälzt den Stoff so sehr in die Breite, dass auch dem interessiertesten Leser das Gesicht einschläft.

Für Aue wird die Affäre mit den Bergjuden übrigens zum Karriere-Stolperstein: Er wird Opfer einer Intrige und muss nach Stalingrad.

Ich bekomme unterdessen Sehnsucht danach, eine feministische Utopie zu lesen.

4
Apr
2008

Ich lese es doch

Jetzt habe ich es doch noch getan. Ich habe Die Wohlgesinnten von Jonathan Littell gekauft.

Jenes hoch umstrittene Buch, in dem der Autor einen fiktiven einstigen Nazi-Schergen auf 1359 Seiten seine Geschichte erzählen lässt.

Ich habe lange gezögert. Denn im Grunde würde ich mir die Gräuelgeschichten des Holocaust gerne ersparen. Ausserdem weiss ich, dass ernst zu nehmende Leute sagen, den Tätern im Holocaust dürfe man nie, überhaupt nie, eine Stimme geben.

Und dennoch werde ich das Buch jetzt lesen. Aus zwei Gründen:

1) Mich beschäftigt die Frage, was einen Menschen zum Scheusal macht. Welche Charakterzüge braucht es dazu? WIe müssen die Umstände sein?

Ich werde Littell die Antwort nicht einfach machen, denn eben habe ich Schindlers Liste von Thomas Keneally gelesen. Keneally zeigt darin historisch fundiert, dass die Umstände einen Menschen nicht zwangsläufig zu reissenden Bestie machen: Keneallys Held Oskar Schindler jedenfalls ist am Anfang nichts als ein genusssüchtiger Kriegsgewinnler in einer weiss Gott verrohten Umgebung. Er könnte fürchterliche Dinge tun und sich später darauf herausreden, er sei nur ein Rädchen im System gewesen. Statt dessen rettet er 1200 Juden das Leben. Sein Gegenspieler dagegen, Lagerkommandant Amon Göth, ist tatsächlich eine Bestie. Ein machtbesoffener, mörderischer Sadist. Keneally hat eine Antwort auf die Frage, was Göth zum Scheusal macht: Er zeigt ihn als Psychopathen, dem der Krieg einfach das Bisschen Zivilisation weggefressen hat, das ihn wahrscheinlich sonst zu einem halbwegs erträglichen Mitglied der Gesellschaft gemacht hätte. Sollte ich feststellen, dass Littell auf viel mehr Seiten genau dasselbe sagt, könnte ich das Buch nach 100 Seiten weglegen.

Wenn da nicht...

2) Die Tatsache wäre, dass mein Krimi Wurzeln im 2. Weltkrieg hat. Damit ich bei der Diskussion über das Thema à jour bleibe, werde ich nicht umhin kommen, den Wälzer zu lesen.

Ich werde Euch auf dem Laufenden halten, wie ich zurechtkomme. Und ich werde darüber gerne mit mir streiten lassen.

2
Mrz
2008

Konzentrationslager-Buch

walddergoetter Freunde, hier mache ich für einmal Werbung. Werbung für ein Buch und Werbung für eine Serie von Lesungen. Das Buch heisst "Der Wald der Götter“ und ist vom litauischen Nationaldichter Balys Sruoga. Er schildert darin seine Erlebnisse im Konzentrationslager Stutthof im heutigen Polen. Sruoga wurde 1943 von den Deutschen dorthin gebracht, offenbar einfach deshalb, weil er Professor war. Er überlebte mit letzter Kraft und schrieb, kaum zu Hause, seine Erlebnisse nieder. Dann, 1947, starb er nur 51-jährig.

Sein Werk wurde im sowjetisch besetzten Litauen erst 10 Jahre später veröffentlicht, weil die Besatzer fanden, die Russen würden darin zu wenig positiv dargestellt. Kürzlich ist es auf Deutsch erschienen. Der Übersetzer, Markus Roduner, lebt in Vilnius und kommt für den Lesungszyklus in die Schweiz.

Ich weiss, das Thema ist alles andere als mainstreamig. Aber ich habe das Buch gelesen und finde es beeindruckend. Es entzieht sich den üblichen Massstäben der Literaturkritik. Vielmehr ist es ein kraftvolles Dokument dafür, dass manche Menschen auch in der entsetzlichsten Situation einen klaren Geist behalten. Und anklagen können. Und Dinge festhalten können, auf dass sie nicht vergessen gehen. Sruoga schlägt einen ganz anderen Ton an als etwa Imre Kertesz, der bekannteste "KZ-Autor": Betont Kertesz in einer ungeheuer poetischen Sprache die Tragik der Situation, hat Sruoga einen bitteren, zynischen, ab und an auch burlesken Humor, mit dem er den Schindern noch im Nachhinein Widerstand entgegensetzt. Diese schildert er nicht etwa als aus der Ferne wirkende Bürokraten, sondern als verrohte, korrupte Dummköpfe, die selber im Dreck des Lagers versinken. Und das Erschreckende: Täter und Opfer werden sich dort immer ähnlicher.

Also: Unbedingt an die Lesung gehen! (Link im 1. Kommentar).

28
Feb
2008

Mein erstes Stöckchen

Meine geschätzten Leserinnen und Leser! Hier gibt es eine Premiere: Die Frogg fasst ihr erstes Stöckchen (von der geschätzten Frau Katiza). Es geht so:

1. Nimm das nächste Buch in deiner Nähe mit mindestens 123 Seiten.
2. Schlage Seite 123 auf.
3. Suche den fünften Satz auf der Seite.
4. Poste die nächsten drei Sätze.
5. Wirf das Stöckchen an fünf Blogger weiter.

Nun denn:
"Verlassen Sie sich nicht auf eine baldige Entlassung!"
Schon bald wurden alle Gefangenen - auch wir! - in neue Baracken verlegt, die wir selbst gebaut hatten, die alten übernahmen der Krankenbau und die Werkstätten. Auch im neuen Lagertrakt erhielten wir Litauer eine eigene kleine Baracke, niemand verbot uns, mit den anderen Insassen zu sprechen. Allen war klar: Hier würden wir für lange Zeit bleiben - bis zum Ende des Krieges, eventuell bis zum Ende unseres Lebens.

(Aus: Balys Sruoga: "Der Wald der Götter", aus dem Litauischen von Markus Roduner, BaltArt Verlag Langenthal, 2007. Und was es mit diesem ganz und gar sonderbaren Buch auf sich hat, werde ich Euch demnächst erklären).

Ja, und statt hier fünf Mitblogger aufzufordern, lege ich das Stöckchen einfach hin und hoffe, dass jemand es packt!

18
Feb
2008

Flachgewälzert

Es steht in allen Zeitungen: Philip Roth soll einen neuen Roman herausgegeben haben. Exit Ghost heisst er, und ich müsste ihn lesen. Denn seit mich um das Jahr 2000 sein Buch American Pastoral total gepackt hat, finde ich, eigentlich müsste ich jedes Buch von Roth lesen.

Nur: Exit Ghost ist ein Altherrenroman. Sein Held ist 71 und hat Prostatakrebs. Und von Altherrenromanen und Prostatakrebs habe ich gerade genug, ich lese nämlich seit bald einem Monat Richard Ford’s The Lay of the Land, auch einen Altherrenroman mit einem prostatakrebskranken Helden. Nicht, dass mich das Thema nicht interessieren würde. Es interessiert mich immer, wie Menschen mit der Nachricht umgehen, dass sie eine üble Krankheit haben. Aber zweimal hintereinander Prostatakrebs… das ist mir denn doch zu viel.

Dabei hatte ich mich auf The Lay of the Land gefreut. Der Titel gefiel mir, er verspricht Erdiges und einen gewissen Perspektivenreichtum, und die Besprechung auf DRS2 war geradezu euphorisch. Aber, Freunde, ich leide. Ich meine: 726 Seiten! Und das Buch hat noch nicht mal einen spannenden Plot. Nein. Held Frank Bascombe mäandert darin in seiner Heimat an der Küste von New Jersey herum wie weiland Leopold Bloom in Dublin. Frank badet ihm eiskalten Meer, versucht ein paar Häuser zu verkaufen (Er ist Immobilienhändler), bekommt Besuch von seinem lebenden Sohn, gerät in eine Barschlägerei, denkt über den Krebs, seinen verstorbenen Sohn und seine entlaufene Ehefrau Sally nach. Er wird sogar Verdächtiger in einem Bombenanschlag, was aber das Buch keineswegs an Dramatik gewinnen lässt. Im Gegenteil: Sämtliche Schilderungen bleiben geruhsam, wohl reflektiert, ausführlich. Jeder Moment wird ausgekostet. Das hat Witz und Weisheit, zieht die Lektüre für Voreinschlaf-Leserinnen wie die Frogg aber in uneeeendliche Längen. So ab Seite 550 wünschte ich Bascombe nur noch, dass er endlich seine Frau zurückbekomme, damit er aufhören könne zu erzählen. Ich erwog sogar, mit Lesen aufzuhören. Aber das ging nicht. Dafür habe ich zu viel Respekt vor Herrn Ford. Zudem wollte ich wissen, ob er Sally tatsächlich zurückbekommt.

Dennoch werde ich vorderhand keinen weiteren Altherrenroman lesen!

Alternativen gibt’s genug. In der Sonntagszeitung lese ich die euphorische Besprechung Jonathan Littell’s (41) Roman Die Wohlgesinnten. Ja, das müsste ich lesen. Der „Held“ ist eine Täterfigur im Dritten Reich, was für eine Ausgangslage! Aber, jesses, der Wälzer hat 1384 Seiten! Unzumutbar.

Nein, nein. Wenn ich erst Richard Ford fertig gelesen habe, ist ein kompletter Richtungswechsel angesagt. Weg von den Feuilletons mit ihren hoch aktuellen Altherren-Epen. Ich werde mich lektüremässig meinen Freundinnen und der Vergangenheit zuwenden. Jener Zeit, als junge, wilde Autoren noch Bücher im Bereich der Anstandsgrenze von 500 Seiten schrieben. Ich werde zum zweiten Mal White Teeth, den Erstling von Zadie Smith lesen (naja, 541 Seiten…). Weil ich den Roman meiner Freundin Veronika zur Lektüre für unsere London-Reise im März richtiggehend aufgedrängt habe. Weil ich ihn um das Jahr 2000 grossartig fand. Und weil Veronika über das Buch diskutieren wollen wird, wenn wir im März nach London reisen.

Und dann, ja, dann, ist endlich Armistead Maupin an der Reihe!

14
Sep
2007

Für Krimileser

Ich gehöre nicht zu jenen, die schon beim Lesen der ersten Sätze eines Romans entscheiden, ob sie ihn mögen werden oder nicht. Ich brauche brauche meistens ein paar Seiten, muss mich beim Lesen anwärmen in einem Buch wie beim Baden in einem See. Das gilt auch bei der Krimilektüre, in die man ja theoretisch reinknallen müsste als käme man vom Dreimeterspringbrett. Nur: Mir kann man in den ersten Sätzen lange mit hässlichen Leichen kommen. Meistens glaube ich die dem Autor erst so ab Seite 16.

Einen richtigen Schocker-Einstieg habe ich aber kürzlich erlebt. Bei diesem Lesestart: "Die Kleine krabbelte vergnügt auf dem Boden herum. Als er ihr endlich das Teil, an dem sie zufrieden herumkaute, aus der Hand nehmen konnte, erkannte er gleich, dass es sich um einen menschlichen Knochen handelte." A us Arnaldur Indridason: "Todeshauch", Bastei, 2005. Führt vom Herzig-Alltäglichen fadengerade ins abgrundtiefe Grauen. Und das Beste ist: Da bleibt er auch. Fast durchwegs überzeugende 364 Seiten lang.

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31
Aug
2007

42

"Mit dem Alter werden die meisten eine Parodie ihrer selbst, damit muss man leben. Und wer nicht als Parodie seiner selbst enden will, muss sterben. Möglichst früh... so mit vierzig wird es langsam Zeit", Taki Theodoracopulos, 71, im TagiMagi33/2007, S. 62

"You're over forty and you still haven't won friends or influenced people? You're still the poor dad not the rich dad? Well, I hate to break it to you, but it ain't gonna happen." (Ms Brewster in Marisha Pessl: "Special Topics in Calamity Physics", Penguin 2007, p.540)



Und zum Schluss noch einen von Hunter S. Thompson's "Hells Angels":



"Most Angels... know that very few of the toads in this world are Charming Princes in disguise. The others are simply toads. And no matter how many magic maidens they kiss or rape, they are going to stay that way." (Penguin Classics 2003, p.267).

Na prima.

14
Aug
2007

Vater aller Selbstdarsteller

Im Moment lese ich Augustinus „Bekenntnisse“. Das ist gerade für eine Bloggerin keine abwegige Lektüre. Schliesslich ist Augustinus meines Wissens der Erste, der sich schriftlich in öffentlicher Selbstdarstellung geübt hat (auch wenn diese selbstredend einem höheren Zweck diente). Ehrlich gesagt interessieren mich dabei Augustinus‘ Berichte über seine legendären jugendlichen Ausschweifungen etwas mehr als seine sich über Seiten hinwegziehenden Lobpreisungen Gottes (auch wenn diese sehr lyrisch sind).



Am Anfang des Buches sind die Schilderungen von Ausschweifungen aber eher dünn gesät. Deshalb wollte ich das Buch schon weglegen, als mir an dieser Stelle der Atem stockte: „Ich will Dich lieben, Herr, … dass Du mir so viel Böses und Ruchloses, das ich getan habe, vergeben hast. Deiner Erbarmung rechne ich es zu, dass Du meine Sünden wie Eis weggeschmolzen hast.“ (S. 89)

Ich fragte mich: Wie kann er da so sicher sein? Ich meine: Das kann man doch gar nicht wissen, ob einem seine Sünden vergeben sind. Das wissen nur Katholiken nach der Beichte. Nun ja, vielleicht gab es die Beichte im 5. Jahrhundert schon.
Aber so viel ich weiss, wird auch Katholiken bei der Beichte ein gewisses urmenschliches Unbehagen darüber nicht genommen, dass sie überhaupt am Leben sind. Ein Unbehagen, das Augustinus nicht gehabt zuhaben scheint. Oder täusche ich mich? Sollte ich hier einen theologisch gebildeten Leser finden, dann bitte ich ihn, mir diese Fragen zu beantworten. Dringend.

(Augustinus: "Bekenntnisse", Insel Verlag 1987)
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