das bin ich

18
Nov
2008

Die grosse Marke Opel

In den letzten Tagen muss ich oft an Grossvater Walholz denken. Immer dann, wenn ich die News über Opel lese. Ich höre, wie der Grossvater in seinem Grab leise vor sich hinschimpft. Er spricht von Gangstern, die "seine" Autos kaputtmachen - "diä Gangschter us Amerika" grumbelt er in seinem breiten Solothurner Dialekt.

Mein Grossvater, Bäcker Eugen Walholz der Zweite, war ein Opel-Fahrer. Er fuhr mit Stolz und Überzeugung einen Opel Rekord.


(Quelle: wikimedia.org, Grossvaters Auto war hellblau)

Schon sein Vater, Eugen Walholz der Erste, hatte schliesslich einen Opel gefahren. Ja, die Familie Walholz war eine Opel-Familie. Das merkte auch Schwiegerson Anton Frogg, als er 1964 Trudi Walholz ehelichte. Sein erstes Auto war zwar eine Diane, ein Citroen. Doch als seine Karriere weit genug gediehen war, stellte auf Opel um - wenn auch nur auf einen Corsa. Denn Anton Frogg sah in seinem Auto stets das, was er auch in all seinen anderen Dingen sah: Sparpotenzial. Aber ein Opel musste es sein.

Tochter Frogg weiss zwar um den mittlerweile etwas ramponierten Ruf der Produkte Marke Opel. Sie seien hässlich, heisst es. Aber die Frogg gehört nicht zu den Leuten, die mit einem Auto angeben müssen. Sie muss nur hie und da schnell und günstig von A nach B kommen und ist deshalb Mobility-Mitglied. Da bekommt sie schon mal einen Corsa untergeschoben. Der fährt mit wenig Benzin, beschleunigt für seine bescheidene Grösse ganz hübsch und sitzt bequem auf der Strasse. Wenn sie in so einen einsteigt, reiht sie sich im Geiste jedesmal freudig in die Ahnengalerie der Frogg-Walholz'schen Opelfahrer ein. Und gleich darauf muss sie im Auto drin nicht jedesmal den Lichtschalter, die Scheibenwischer und die Heizungsregler suchen. Denn sie stammt aus einer Opel-Familie und weiss, wo sie das Zeug findet. Was will man mehr?

Man kann also lange behaupten, der Markenfetischismus sei eine Erfindung des späten 20. Jahrhunderts. Es ist einfach nicht wahr. Marken demonstrierten schon Mitte des 20. Jahrhunderts den Status ganzer kleinbürgerlicher Kleinfamilien. Sie stifteten Identität. Auch Opel. Wir waren eine Opel-Familie, und wir hatten einen emotionale Bezug zu unserem Fahrzeug.

Wir waren ausserdem eine PTT-Familie. Denn Mutter und Vater Frogg arbeiteten bei der PTT, und zwar bei der Post. Dort hatten sie sich auch kennen gelernt.

Aber die Post ist ja auch nicht mehr, was sie einmal gewesen ist.

So wenden wir uns von den vertrauten Marken ab und neuen zu. Macht ja nichts. Zum Glück haben wir genügend immaterielle Güter, die uns als Familie zusammen halten.

Im Grunde weiss das keiner besser als Grossvater Walholz.

17
Nov
2008

Mädchenspiele

Seit meine Nichte Marie-Christiane (7) sprechen kann, machen wir zusammen Rollenspiele. "Du wärst jetzt das Mami. Und ich wäre Dein Kind Corina", gebietet sie. Oder ich spiele ihr Kind. Oder eine ihrer Pupen ist krank. Oder sie will heiraten. Und ich bin dann alles zusammen: die Mutter, der Arzt, der Pfarrer. Als sie noch klein war, kam das alles völlig unzusammenhängend. Mittlerweile sind unsere Spiele fast schon eine Soap Opera über einen Haushalt mit eine Schar von Haustieren (alle aus Stoff). Doch was immer sie sind oder waren, diese Rollenspiele: Immer sind uns dabei endlose, reichhaltige Geschichten zugefallen wie Geschenke aus heiterem Himmel.

Wobei... mittlerweile ist es so, dass sie sich welche ausdenkt, sobald sie weiss, dass wir uns sehen werden. Mir kommt eher die Aufgabe zu, dafür zu sorgen, dass auch ihre kleine Schwester Carina (3) mitspielen kann. Doch sehr anspruchsvoll ist inzwischen auch das nicht mehr: Carina hat die Regeln durchschaut und sucht sich sogar selber Rollen aus. Gestern, als sie genug von der Rolle der kleinen, etwas unterbeschäftigten Schwester Isabella hatte, lief sie uns ohne grosses Trara als Büsi zu. Klar, dass das Tantenherz schmolz wie Greyerzerkäse auf dem Gratin im Ofen.

Immer wieder staunt die Frogg darüber, wie viel sie bei diesen Spielen vom Alltag der Mädchen erfährt. Und darüber, wie sie beiden ihn selber erleben.

Gestern zu Beispiel kippte Marie-Christiane beim Füttern ihrer Stofftier-Herde ein ganzes Körbchen voller Steine auf den Boden. Dann sagte sie, ganz in ihrer Rolle als unordentliche Tochter: "Oh, das Tierfutter ist alles auf dem Boden! Da müssen wir noch ein bisschen aufräumen, sonst schimpft die Putzfrau!"

15
Nov
2008

Echo aus den Neunzigern

Neulich habe ich mir Diesel and Dust von Midnight Oil angehört. Seit Jahren zum Erstenmal, und das war sehr merkwürdig. Das Album enthält ein paar für mich geschichtsträchtige Songs. Songs, die uns Studenten in den neunziger Jahren zu Hymnen wurden: Ausdruck des Protests gegen die Zustände, die Klimawandel und Ozonloch möglich machten. Die Umweltzerstörung und Kriege aller Art bewirkten. Die die Unterdrückung von Urvölkern beinahe logisch mit sich brachten und - diese Zustände waren ja an allem schuld - auch die Unterdrückung der Frau.

Zur Erinnerung:



Nostalgisch wurde die Frogg aber nicht. Heute fällt mir vor allem auf, wie pessimistisch viele dieser Songs sind: "Put down that weapon, or we'll all be gone", heisst es da. Oder: "Your dreamworld is just about to end" und derlei mehr. Kein Zweifel: Der Weltuntergang drohte uns in den neunziger Jahren. Vielleicht sticht mir das deswegen so ins Ohr, weil ich gleichzeitig gerade ein Buch der Feministin Christina Thürmer-Rohr aus dem Jahr 1994 gewissermassen nachhole.

Auch hier: Tiefer Pessimismus. Schon im Klappentext ist von der "kollektiven Verzweiflung an der westlichen Moderne" die Rede. Drin finde ich eigentlich nur Ratlosigkeit - hauptsächlich über die Ich-Bezogenheit des westlichen Menschen. Sie sorge für "Weltarmut" des einzelnen. Ich wollte das Buch gerade in die Tüte mit dem Altpapier legen, als ich über den Begriff "Weltarmut" nachzudenken begann.

Weltarmut. Das bedeutet bei Thürmer-Rohr nicht etwa Hunger in Afrika. Das bedeutet bei ihr die westliche Beschränktheit der Seele auf sich selbst. Das allgemeine Desinteresse an der Welt da draussen. Thürmer-Rohrs Ärger über diese selbst verursachte Weltarmut verstehe ich durchaus.

Aber der Begriff stach mir aus einem anderen Grund ins Auge: Weil ich 1994 als das Jahr betrachte, in dem ich der Weltarmut ade sagte. Mein Studium war zu Ende, die Frogg trat ins Berufsleben. Und sie sah schnell viel von der Welt. Sehr viel, auch wenn sich manches davon im Universum von Frösch abspielte. Aber was sie sah, war konkret und menschlich und hie und da allgemeingültig und sie sah: Die Welt ist komplexer als sie gedacht hatte. Es gibt nicht nur die Unterdrücker und Unterdrückten. Sie legte Ideologien ab wie zu eng gewordene Kleider. Sie glaubte nicht mehr an den kommenden Weltuntergang.

Und da sitze ich nun, 14 Jahre später und lache ein wenig über unser Weltbild von damals. Doch dann denke ich an 9/11 und an den Klimawandel und dann frage ich mich plötzlich: Hat die Zeit den Weltuntergangspropheten von damals doch Recht gegeben? Sitzen wir einfach 14 Jahre näher am Abgrund? Und wenn ja: Warum haben ihre Rezepte dagegen damals nicht geholfen?

6
Sep
2008

Im Städtchen

Ich habe mich schon oft gefragt, weshalb die Frogg nie wirklich aus ihrem Städtchen weggezogen ist. Weshalb sie zwar mit dem Gesicht und mit offenen Augen zur Welt gelebt hat. Weshalb sie sich aber immer von ihrer grossen Zuflucht, dem Städtchen Frösch, den Rücken decken liess.

Lag es daran, dass die Leute hier so freundlich sind? Ja, sie sind freundlich. Die Leute hier haben einen breiten Dialekt, die Laute greifen Raum in ihren Mündern. Sie neigen zu einer katholischen Jovialität wie man sie etwa in Irland kennt. Sie haben diese Freude am Schnörren*, am gemeinsamen Trinken und salbadern. Sie glauben, dass etwas Gschnörr, ein paar gute Sprüche, Gelächter, alte Wunden heilt, verzeihen leichter macht und viele Türen öffnet. Sie sind sehr erpicht aufs Schnörren, wenig erpicht aufs Streiten. Früher hat mir das gefallen. Ich liebte es. Heute... Naja, ich kanns immer noch, wenns sein muss.

Das Städtchen ist nicht klein. Aber es ist überschaubar. Ein Gemeinplatz besagt, dass man hier immer Leute trifft, wenn man auf die Gasse geht. Und wenn man mit den alten Freunden nicht mehr so gut kann, so ist sie doch gross genug, dass man ein paar neue findet.

Vor langer Zeit wollte ich weg. Mich neu erfinden. Mich überhaupt erfinden.

Aber ich bin wieder zurückgekommen. Zweimal. Einmal ungern. Ich musste. Einmal kam ich mit einem Lächeln zurück. Ich erfand mich hier.

Vielleicht bin ich auch immer wiedergekommen, weil man in die Fremde nur sich selber mitnehmen kann. Und manche, das hatte die Frogg als Kind gelernt, sind sich selber in schlechten Zeiten ein mieser Tröster, eine Hölle von einer Heimat. Die Frogg hat schon als Kind Menschen gekannt, die sich selber abhanden kamen. Oder allgemeinverständlicher: die den Verstand verloren.

Vielleicht lag es daran. Daraus, dass andere sich verloren haben, hat sie geschlossen, dass auch ihr das passieren könnte. Irrümlicherweise, bislang. Zum Glück. Aber vielleicht war sie deshalb immer sehr vorsichtig damit, sich selber, an die Grenze ihrer Belastbarkeit zu bringen. Die Einsamkeit einer fremden Stadt, das lernte sie schnell, brachte sie nahe an diese Grenzen. Vor ihr floh sie stets gerne in ihr Heim, ihr Städtchen zurück.

Aber die Neugier auf die Fremde ist geblieben. Die Faszination des Unbekannten. Die Frage, was gewesen wäre, wenn...

Was wäre, wenn...

*auf Hochdeutsch etwa: plaudern oder auch herumquatschen.

24
Aug
2008

Vor dem Spiegel

Meine ersten Fältchen bekam ich zwischen den Augenbrauen. Senkrecht. Zornesfalten nennt man sie, ich aber nenne sie die Falten des Beharrungsvermögens. Meine Mutter hat sie auch, und ich mag sie. Inzwischen sind sie ziemlich tief.

Dann, in den dreissigern, bekam ich Fältchen in den Augenwinkeln. Es waren Lachfältchen, und ich mag sie.

Jetzt sehe ich meiner Mutter immer ähnlicher. Wie sie bekomme ich in den Mundwinkeln tiefe Furchen. Sie zeigen nach unten. Bei meiner Mutter sind diese Gräben stark ausgebildet. Manchmal, wenn ihr sonst so lebhaftes Gesicht plötzlich schlaff wird, sieht man sie deutlich. Sie graben sich in die Haut neben ihrem Kinn wie vertrocknete Rinnsale in eine Sandwüste. Ihr ganzes Gesicht sieht dann für Momente aus wie eine Maske der Bitterkeit. Bis sie wieder zu lächeln, zu gestikulieren und zu erzählen beginnt.

Ich kenne meine Mutter. Ich kenne ihre Geheimnisse. Gerade deshalb weiss ich nicht, welches ihr echtes Gesicht ist: das lebhafte Gesicht oder die Maske der Bitterkeit.

Als ich ein junges Mädchen war, hatte ich einmal einen Religionslehrer, der zu sagen pflegte: "Wenn ihr wissen wollt, ob jemand glücklich ist, seht ihm auf die Mundwinkel. Wenn sie nach oben zeigen, habt Ihr einen glücklichen Menschen vor Euch." Damals schien mir das allzu simpel.

Jetzt aber schaue ich reiferen Frauen immer öfter auf die Mundwinkel. Achte darauf, ob sie diese Furchen haben. Nicht alle haben sie. Ich schon. So sind meine Mundwinkel zwar mehr oder weniger horizontal. Ich glaube, sie zeigen sogar ein wenig nach oben. Aber diese Furchen! Sie zeigen abwärts, und sie werden tiefer.

Manchmal frage ich mich dann: Heisst das, dass ich kein glücklicher Mensch bin?

26
Jul
2008

Füsse

Bevor ichs endgültig vergesse: Madame nanou zeigt auf ihrer Webpage Füsse. Unter anderem Fröschinnenfüsse. Ihr könnt raten, welches Bild zur Frogg gehört. Ich selber rate immer noch, wer in der Sammlung sonst noch alles seine Füsse räkelt!

12
Jul
2008

Zwischenspiel: Stöckchen

Bevor ich mit meinem Türkei-Epos weiterfahre, möchte ich mich hier einem Stöckchen widmen, das Frau Acqua mit zugeworfen hat. Es heisst Sätze vervollständigen.

Ich höre gerade...
...die Bässe der unaufgeregten Pop- oder Rockmusik meiner Nachbarin. Und im linken Ohr leise den Bahnschranken-Tinnitus. Sehr beruhigend. Wirklich.

Vielleicht sollte ich...
...mein Türkei-Fotoalbum doch stillschweigend selber zusammenstellen und nicht darauf hoffen, dass Herr T. es eines Tages hinkriegen wird.

Ich liebe...
...es, an einem Hochsommertag durch die von allen Sonntagsspaziergängern und Hündelern verlassenen, grün und gelb gefluteten Felder zu gehen und mich dabei mit Hitze volllaufen zu lassen.

Meine besten Freunde sind...
...jene, die mich nicht im Stich lassen, wenn ich einen Schwindelanfall habe.

Mein/e Ex...
puuh... Das ist lange her.

Ich verstehe nicht...
...warum alle jahrelang so getan haben, als würde der US-Hypothekencrash nie passieren. Jeder hat es doch gewusst.

Ich habe keinen Respekt vor...
...PR-Menschen. Ausser, wenn ich selber als solcher auftrete.

Ich hasse...
...es, wenn die Temperaturen im Juli unter 20 Grad sinken. Ich empfinde das als Betrug an den Daheimgebliebenen.

Mein Nickname...
...ist pilemon frogg, auch filomena frogg. Das hat im Grunde nichts mit Fröschen zu tun. Sondern mit meinem geistigen Ziehvater.

Liebe ist...
...die am meisten überstrapazierte und missverstandene Emotion, die es gibt. Jawoll.

Irgendwo ist irgendjemand...
...der mir hilft, mein zweitgeheimstes Problem zu lösen.

Ich werde immer...
...haariger. Ehrlich. Das hätte einen ganzen Eintrag verdient. Kommt ein andermal...

Ewigkeit ist wie...
wie ein Hochsommertag im Grünen (siehe oben). Oder vielleicht doch wie ein Pfarrer, der beim Sonntagsgottesdienst (katholisch) noch nicht einmal mit der Predigt fertig ist?

Was ich niemals verlieren möchte, ist...
...meine Zurechnungsfähigkeit. Wobei... ich glaube, eben habe ich sie für eine Viertelstunde verloren. Aber das ist eine komplizierte Geschichte...

Darf ich das Stöckchen nun meiner hoch geschätzten Madame katiza zuwerfen? Ferner meiner grossartigen Neuleserin baldrian.goodnight sowie Madame canela mit dem unübertreflichen Hang zur sinnlichen Poesie?

2
Jun
2008

Ich schmolle

Dieses Horoskop stimmt einfach immer. Deshalb bleibt mir als Krebsin (... äh... Froschkrebsin?...) diese Woche nur eins: Ich werde der Welt einfach mal schmollend den Rücken zudrehen. Bis bald!

(Für einen Bericht zum netteren Teil des verganenen Wochenedes bitte hier klicken!)

28
Mai
2008

Bruderherz

Müssen Geschwister verschieden sein? Müssen sie einander ergänzen? Stehen sie sogar in Konkurrenz zu einander? Man könnte es meinen, wenn man den Geschwistern Filomena und Andreas Frogg beim Gang durchs Leben zuschaut. Immer tat er genau das, was sie nicht tat. Oder umgekehrt. Dabei war das gar nicht so einfach. Denn beide waren wir ähnlich begabt: eher im Kopf als in den Händen. Mein kleiner Bruder Andreas hatte zudem noch etwas Talent in den Füssen. Aber Tschütteler* wollte er dann doch nicht werden.

Natürlich war für mich zunächst alles viel einfacher, schliesslich war ich drei Jahre älter. Ich war es, die jedes Neuland zuerst betreten durfte, ja musste. Als Primarschülerin etwa war Filomena frühbegabt, neugierig, ehrgeizig, kurz: in puncto Leistung nicht zu schlagen. Was blieb also Andreas anderes übrig, als stets einen vergnügten Minimalismus an den Tag zu legen?

Doch mit 20 mischte Filomena die Karten neu: Sie entschied sich für ein Studium in drei vollkommen unnützen Fächern: Englische Literaturen und Sprachwissenschaften und Deutsche Literatur. Vater Frogg hoffte noch, sie würde wenigstens Gymnasiallehrerin werden und anständig verdienen. Aber nix da. Bevor sie 40 war, interessierte die Frogg sich für so banale Dinge wie das Geldverdienen nicht im geringsten. Sie schlug sich erst als ewige Studentin und Bibliotheksassistentin durchs Leben. Dann als verkrachte Journalistin. Zudem wechselte sie viel zu oft die Liebhaber.

Da kam die Stunde von Andreas. Er entdeckte seinen Ehrgeiz. Hatte er mit 16 noch mit einem Studium der Philosophie geliebäugelt (auch so ein unnützes Fach), entschied er sich nach der Matura für die Ökonomie. An einer Top-Uni. Er nahm sogar eine Offizierskarriere in Angriff. Doch der Zeitgeist bewahrte ihn davor, sie allzu verbissen verfolgen zu müssen. Dafür erklomm er beruflich die Karriereleiter und hat es zu einem Posten gebracht, der Vater Frogg vor Stolz manchmal ganz verlegen werden lässt. Ausserdem heiratete er die zierliche und zielbewusste Stella aus dem Hause Ottokar und bekam zwei herzige Töchter.

Dann wurde ich 40. Nun schien es mir an der Zeit zu zeigen, dass ich es ja doch auch ein bisschen zu etwas gebracht hatte. Im Fall. Ich lud die vereinigten Familien Frogg und Walholz in ein Prachtshotel zum Essen ein. Natürlich war alles nicht ganz so kostspielig, wie es aussah. Aber die Gäste waren vom wahrhaft atemberaubenden Ausblick beeindruckt. So sehr, dass Grossmutter Walholz nach dem fünften Glas Wein mit etwas unsteter Stimme sagte: "Ich hätte nicht gedacht, dass Du das kannst, Moni!"

Wen wunderts nach all dem, dass Andreas bei der Feier seines 40. Geburtstags ganz anders vorging: Er wählte das Abenteuer und überraschte damit sogar seine Frau Stella. Er lud seine besten Freunde, Schwester Filomena und Herrn T. zu einer kurzen, aber steilen Bergwanderung ein. Gegessen und übernachtet wurde hier.


(Quelle: www.gaestehaus-lammet.ch)

In einem Massenlager mit alten Armeewolldecken (die, unter denen man mit dem Schweizerkreuz auf der Brust schläft). Und siehe da: Es funktionierte. Zwar schliefen die wenigstens besonders gut, denn für 40-Jährige wird ein Massenlager allmählich eine Zumutung. Aber auch am Morgen waren die Konversationen noch freundlich, und da und dort ertönte Gelächter an einem Tisch. Ein schönes Fest.

Ich hatte nur ein Problem: Mein rechtes Ohr. Blubbern und tröten, ihr wisst schon. Ich brauchte einen ganzen Tag und eine Nacht, bis es sich erholt hatte. Mein Bruder hat mich für einmal wirklich schachmatt gesetzt.


*"Tschütteler": Schweizerdeutsch für Fussballer.

15
Apr
2008

Endlich: 6 Marotten

So, endlich ist es soweit. Stolz werfe ich Euch das erste Stöckchen vor die Füsse, das mir zugeworfen wurde. Es geht so:

1. Setze einen Link zu der Person, welche dir das Stöckchen zugeworfen hat.
Das war katiza

2. Erwähne die dazugehörigen Regeln in deinem Blog.
a) Mann/Frau verlinke die Person, die ihr/ihm das Stöckchen zugeworfen hat
b) Mann/Frau zähle sechs ihrer/seiner Marotten auf
c) Mann/Frau werfe je ein Stöckchen an sechs StöckchennehmerInnen

3. Erzähle von dir 6 unwichtige Dinge/Gewohnheiten/Macken.
a) Andere behaupten ja vollmundig von sich, sie hätten keine Marotten. Die Frogg aber hat Marotten, Mödeli, kleine Unsitten und unsinnige Gewohnheiten in geradezu biblischer Zahl. Eigentlich kann sie sich problemlos einen ganzen Tag lang mit der Ausübung ihrer Marotten beschäftigen. Ja. Und jetzt, wo das gesagt ist, werde ich mich an fünf weniger wichtige davon halten...

b) zum Beispiel die, dass sie alles und jedes googelt. Auch wenn es nur halbwegs von Belang ist. Natürlich hat sie das Wort Marotte sofort auch gegoogelt.

c) Dabei stiess sie, wie immer, auf Wikipedia. Normalerweise gibt sie sich damit zufrieden und lobt leise die Wikipedia und deren erstaunlich umfassendes Wissen. In diesem Fall aber findet sie Wikipedia höchst unbefriedigend. Denn das, was sie suchte, fand sie dann doch erst hier, aber auch das ist irgendwie unbefriedigend.

d) Sie begann also zu nörgeln. Nörgeln tut sie gerne, und zwar in leidenschaftlichem Ton. Nur Herr T. nörgelt besser: vielseitiger, mit mehr Ausdauer und vor allem in diesem Ärgerton, den wir Schweizer so gut drauf haben! Sie aber nörgelt mit erhobenem Zeigefinger: "Hier hätte ich eine vertiefte etymologische Abhandlung über den Zusammenhang zwischen diesen mittelalterlichen Puppen am Stock und dem erwartet, was wir heute als Marotte verstehen!"

e) Unzufrieden und in der Sackgasse wie sie ist, geht sie schnell nachschauen, ob sie eine Email oder eine Nachricht auf ihrem Blog bekommen hat (das tut sie, wenn sie zu Hause ist, vielleicht 50 Mal am Tag)

f) Dann nimmt sie einen Schluck heisses Wasser aus ihrer blauen Thermosflasche Marke Sigg.

4. Und das Stöckchen geht an:
Frau Acqua
Frau Canela
Madame Lila
Frau Pipistrella
Herrn Steppenhund
Frau Walküre
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