in frogg hall

12
Feb
2009

Fit oder fett?

Ich habe geneu eine halbe Stunde Zeit, bevor ich mich bereit machen und zur Arbeit muss. Soll ich eine Runde gummizellen-joggen. Oder soll ich mich meinem Krimi widmen?

Ich entscheide mich für den Krimi.

Ich meine: Das Streben nach einem perfekten Körper kann ja kein ernst zu nehmendes Projekt sein.

6
Jan
2009

Krimi in der Krise

Ich bin gerade dabei, Herrn T. meinen Krimi vorzulesen. Aber er mag ihn nicht besonders. Und ich eigentlich auch nicht. Jedenfalls dann nicht, wenn ich ihn Herrn T. vorlese.

Was soll ich also tun mit dem Geschreibe? Inspiriert von Acqua befrage ich das Buch-Orakel.

Es sagt: "Der hat nämlich die eigenartige Gewohnheit oder das Bedürfnis, während jeder Stunde ein- bis zweimal zum Fenster hinauszuspucken, dieser liebe Mensch."

(Aus: Klaus Schädelin: Mein Name ist Eugen Zürich, 1955, S. 95)

Soll das jetzt eine Antwort sein?!

2
Jan
2009

Agnes geht

Zum letzten Mal höre ich sie im unteren Stock ihr Geschirr abwaschen. Ihre Abfallsäcke lässt sie im Treppenhaus stehen, damit Herr T. sie am Dienstag auf die Strasse hinunterbringen kann. Denn heute ist das verboten, und am Dienstag ist sie nicht mehr hier: Unsere Nachbarin Agnes zieht aus.

Sie wohnte hier, als wir vor bald acht Jahren einzogen, und vermisse sie jetzt schon. Ich bin etwas verblüfft darüber, dass sie mir so ans Herz gewachsen ist. Sie ist nicht gross aufgefallen in unserem Leben. In den Sommerferien hat sie unsere Pflanzen gegossen. Dann haben wir ihr ein Souvenir gebracht, und ein- zweimal haben wir sie zum Essen eingeladen. Ein paarmal haben wir auch ihre Pflanzen gegossen. Ohne je Aufsehen zu erregen hat sie zudem ihren Dienst als Oberaufseherin gemeinschaftlichen Waschküche versehen.

Jetzt hat sie ihre Traumwohnung gefunden.

Ich fürchte, ein Teil ihrer Pflchten wird an mir hängen bleiben.

Ich überlege mir, wie ich das anpacken soll, und plötzlich höre ich im Geiste leise einen Song.



Er muss jetzt umbenannt werden: Fortan soll er "Living Nextdoor to Agnes" heissen.

22
Dez
2008

Vorweihnachts-Stress

Freunde, ich muss putzen. Schliesslich bekommen wir über die Festtage Besuch! Habe den Aufwand dafür komplett unterschätzt. Deshalb gibts diesmal keinen richtigen Eintrag. Sorry. Doch wie hiess es in unseren Teenager-Jahren? Das Genie beherrscht das Chaos! Falls nicht, empfehle ich den Ratgeber für die perfekte Vorweihnachts-Planung von frau walküre.

13
Dez
2008

Samstagabend

Neulich hat irgendjemand zu mir gesagt: "Älter werden hat doch auch Vorteile, nicht wahr? Zum Beispiel den, dass man am Samstagabend nicht zwanghaft etwas loshaben muss."

26
Nov
2008

Geschafft!

Eben habe ich den zweiten Entwurf meines Krimis fertiggestellt. Die ausgedruckte Version habe ich meinem Allererstleser Herrn T. neben das Bett gelegt. 135 A-4-Seiten, Zeilenabstand 1,5.

Damit habe ich zwar einen Monat Vorsprung auf meinen Zeitplan. Aber es gibt noch viel zu tun. Und ich habe keine Ahnung, welche Probleme an der nächsten Ecke auftauchen.

22
Nov
2008

Ich putze

Oder sollte der Titel heissen: Ich putze nicht? Denn bei keiner Betätigung neigt die Frogg so sehr zur Prokrastination wie beim Putzen. Vielleicht sollte der Begriff in diesem Fall sogar Prokrustination* heissen.

An sich hätte ich ja ein gutes System: Jeden Samstag putze ich einen Bereich unserer Wohnung: einmal das WC mit Brünneli etc. Eine Woche später das Bad. Wieder eine Woche später wird abgestaubt und gestaubsaugt. Dazu kommt jedesmal noch ein Extra: Treppenhaus putzen (Nachbarspflicht), Altpapier bündeln oder in einen Küchenschrank kriechen und schrubben. Wobei: Für die Küche wäre eigentlich Herr T. zuständig. Ich putze dort nur den Boden - dann, wenn ein Gang in die Küche sich unter den Pantoffeln anzufühlen beginnt wie spazieren im Wald. Oder den Herd, den Herr T. aus irgend einem Grund nie putzt. Dafür putzt Herr T. gelegentlich das Lavabo im Bad, eigentlich meine Domäne. Dann, wenn sich sonst die Sedimente darin beim Rasieren auf seinem Gesicht auszubreiten drohen. Das passiert gelegentlich, wenn wir am Samstag viel loshaben. Dann kommt die Frogg einfach nicht zum Putzen. Und unter der Woche geht die Arbeit am Krimi vor. Und der Job. Und das Bloggen. Und überhaupt...

Jeden Frühling machen Herr T. und die Frogg zudem einen grossen Putztag (wenn sich Herr T. dazu überreden lässt): Sie enteist den Kühlschrank, weicht die Filter im Dampfabzug ein und putzt etwas Silber. Er putzt alle Fenster und befreit den Balkon von den Mooskolonien, die sich dort angesiedelt haben. Höhepunkt ist jeweils die Take away-Pizza, die nach getaner Arbeit serviert wird. Sie wird von Jahr zu Jahr etwas früher angekarrt.

Herr T. macht diesen Frühlingsputz nur mir zuliebe. Er könnte gut existieren ohne zu putzen, glaube ich.

Wenn Besuch kommt, putzt die Frogg etwas mehr. Herr T. kocht dafür. In solchen Lebenslagen entfernt die Frogg auch den berühmten Trox'schen Zahnpasteflecks auf dem Spiegel. Ansonsten existiert er für uns einfach nicht. Sollte er unübersehbar werden, betrachte ich ihn als Symptom der Tatsache, dass das Badezimmer wieder einmal geputzt werden sollte. Und da mache ich dann gleich alles zusammen in einem Aufwasch. Sonst verzettelt man ja nur seine Kräfte.

Wir machen das seit Jahren so und bis jetzt ist keiner von uns an einer gefährlichen Infektion erkrankt. Ich bezeichnete as als Minimalismus - ein Genre, das uns ja auch in der Musik gefällt. Für einen Zweierhaushalt reichte es einigermassen. Naja, knapp.

Dass es nicht reicht, machte mir ausgerechnet Mutter Frogg klar. Vor etwa einem Jahr hatte sie die Wohnung einer schwer kranken Verwandten putzen müssen. In den farbigsten Tönen schilderte sie mir später den gut gelagerten Dreck, den sie dort entfernt hatte. Später streifte ich mit forschendem Blick durch Frogg Hall und dachte: Wenn ich plötzlich stürbe, würde ich meine Mutter mit ins Grab reissen. Weil der Schlag sie träfe, wenn sie meine Wohnung putzen müsste. Weil ich offensichtlich zu wenig oft in Küchenschränke gekrochen war.

Ich bemühte mich danach, meine samstäglichen Putzübungen ernster zu nehmen und mit mehr Volumen zu befrachten. Mit mässigem Erfolg. Ich glaube, mein Ohrenleiden ist daran schuld. Ich ermüde einfach zu schnell.

Ich habe mit Herrn T. darüber gesprochen, eine Putzfrau anzuheuern. Ohne Erfolg. Ich glaube, Herr T. hat eine ähnliche Beziehung zu Putzfrauen wie meine Nichte Marie Christiane.

* Die Neigung, der Kruste den Vortritt zu lassen.

20
Nov
2008

Frage an Euch Frauen

Sagt mal: Putzen Eure Männer?

27
Okt
2008

Pakt geschlossen

Orhan Pamuk hat an jenem Abend neulich eine Menge kluger Sachen gesagt. Vieles habe ich schon vergessen. Eine seiner Aussagen aber geht mir nicht mehr aus dem Kopf: Pamuk sprach von seinem Museum der Unschuld als Projekt. "Und einem Projekt muss man sich verpflichten. Man muss mit ihm so etwas wie einen Vertrag abschliessen." So oder ähnlich sagte er es.

Nach bald zwei Jahren Arbeit an meinem Krimi scheint mir das einleuchtender als das meiste, was ich bis jetzt übers Bücherschreiben gelesen habe.

Jetzt habe ich mit meinem Krimi einen Pakt geschlossen. Ich habe mich verpflichtet, ihn fertig zu schreiben. Ich habe mir sogar eine Deadline gesetzt: Ende Mai 2009.

24
Sep
2008

Herr T. und das Internet

Herr T. verbringt oft Tage und Nächte in seinem Zimmer, verschanzt hinter Bergen unerledigter Post und den Deckeln seiner beiden Laptops. Ich weiss nicht recht, was er da so treibt. Denn man hört dann aus seinem Zimmer nur das leise Quietschen und Rumpeln seines vierrädrigen Stuhls - dann, wenn er sich von einem Laptop zum anderen dreht. Er beantwortet keine Anrufe und keine Emails und versäumt auch sonst fast alles. Manchmal kommt er dann heraus und meldet stolz: "Ha! Ich habe Skype installiert!" Oder: "Schau mal! Jetzt kann man auf dem Kulturprogramm von Schepperdingen gleich auch Musikmüsterchen hören!" Ich folgere daraus, dass er sich mit den komplizierteren Mechanismen des Internet beschäftigt. Ich gebe zu, er versteht sich darauf merklich besser als ich.

Aber wenn er sehr lange nicht herauskommt, beginne ich mir Sorgen zu machen. "Herr T.", habe ich auch schon zu ihm gesagt, "Wenn Du einmal auf Deinem Stuhl festwächst, dann komme ich dran wegen unterlassener Hilfeleistung! Also komm bitte heraus!" Und ich gestehe: Ich habe in solchen Momenten schon Laute ausgestossen, die Herr Steppenhund wohl als Ausdruck "keifender Frustriertheit"* verstehen würde.

Neulich habe ich dann bei Herrn syro0 das Zitat gefunden, das mich zu diesem Eintrag inspiriert hat. "Das Internet verdankt seinen Erfolg zwei Säulen der menschlichen Aktivität: der Masturbation und der Prokrastination". Mein Blick blieb fasziniert am Wort "Prokrastination" hängen. Ich hatte das Wort auf Englisch auch schon gelesen - im Zusammenhang mit den ausufernden Bürokratien von Bananenrepubliken etwa. Aber ich wusste nicht, was es bedeutet. Ich googelte es umgehend und fand das hier.** Gibt es für "procrastionation" ein gutes deutsches Wort? "Schlendrian" vielleicht? Viel zu harmlos. Dem Wort fehlt der Beiklang des Krankhaften und jener der Tragik eines maroden Staatswesens. Auf Schweizerdeutsch würde man wahrscheinlich "Aufschiebitis" sagen, vielmehr "Uufschiebitis". Aber auch das klingt zu harmlos. Schweizerdeutsch klingt irgendwie immer zu harmlos.

Also anyway. Als Herr T. wieder einmal für Tage in seinem Büro abblieb, trug ich ihm das bei Herrn syro0 festgehaltene Zitat vor. Mit bedeutungsschwangerem Blick auf die unerledigten Postberge. Wirkungslos. Herr T. war viel zu beschäftigt, um seine Gekränktheit an den Tag zu legen.

Am nächsten Tag sass ich dann selber am Computer und stellte fest: Ich konnte mir keine YouTube-Filme mehr ansehen. Seit meinem kürzlich behobenen Ärger mit dem BitDefender funktionierte mein PlugIn dafür nicht mehr. Eine Quelle immer neuen Ärgers, dieses verdammte Internet! Ich alarmierte Herrn T., der sofort aus seinem Bürostuhl hüpfte. Er begutachtete das Problem und kratzte sich am Kopf. "Das ist eine komplizierte Sache", sagte er. Dann stellte er Recherchen an. Dann begann er, zwischen meinem und seinem Büro hin- und herzupendeln. Stundenlang.

Ich ging arbeiten. Als ich nach zurückkam, kam er gerade aus meinem Zimmer. Er hatte das Problem gelöst. Ich dankte. Er grinste und sagte im Ton von Arnold Schwarzenegger: "I am the Procrastinator!"

* Womit nur schnell gesagt sei, dass es auch für keifende Frustriertheit immer zwei braucht.
** Zu Deutsch: "Prokrastination ist ein Verhalten, das sich durch das Herausschieben von Aufgaben charakterisiert. Psychologen bezeichnen Prokrastination als Verhaltensmuster, das Betroffene anwenden um Ängste zu bewältigen, die mit dem Beginn oder dem Erfüllen einer Aufgabe oder Entscheidung einhergehen."
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