15
Apr
2010

Schockierende Sätze

Gestern gönnten Herr T. und ich uns einen Besuch der Ausstellung Subversion der Bilder im Fotomuseum Winterthur. Eine Ausstellung über die Surrealisten.

Es ist eine Ausstellung, die in den ersten Sälen vor allem den Schalk der zwanziger und dreissiger Jahre zelebriert und auf den ersten Blick sehr heiter wirkt.



Aber wer die Schrifttafeln zu den Bildern liest, stösst zuweilen auf Sätze, die jähe Abgründe aufreissen.

Zum Beispiel diese Weisung von Jean Koppen an die Surrealisten über den Umgang mit Geistlichen:

"Immer, wenn ihr einem Diener der bärtigen Hure aus Nazareth auf der Strasse begegnet, sollt ihr ihn in einem Ton beleidigen, der keine Zweifel am wahren Ausmass eurer Abscheu zulässt." (1929)

Oder diese hier, über den Künstler Hans Bellmer: Er beschliesst 1933 "aus Protest gegen den deutschen Faschismus die Aufgabe 'jeglicher sozial nützlichen Aktivität'. Stattdessen beginnt er eine 'künstliche Frau' zu basteln, eine lebensgrosse Gliederpuppe aus Holz, ein veritables Sexualobjekt.



Die Zeit damals ist eben doch schwierig zu verstehen.

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creature - 15. Apr, 19:52

"Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil", wird gesagt!

diefrogg - 15. Apr, 19:57

Pardon, Frau creature...

aber diesen Satz verstehe ich jetzt auch nicht ganz.
creature - 15. Apr, 20:07

es lag sicher an der damaligen zeit, anders konnte man sich kein gehör verschaffen.
diefrogg - 15. Apr, 20:23

Das mag beim Satz zwei....

zutreffen. Zu Satz eins ist zu sagen: Auch heute ist es schwierig, sich Aufmerksamkeit zu verschaffen. Auch heute ist unsere Beziehung zur Kirche eine problematische. Dennoch würde heute kein einziges Medium, das mir bekannt ist oder das ich mir vorstellen kann, einen solchen Satz veröffentlichen.
nömix - 16. Apr, 09:54

Abgesehen von dieser unsäglich dummen und läppischen Ansage scheint von Herrn Koppen darüber hinaus nichts wesentliches einer Überlieferung wert gewesen zu sein. Vermutlich kein großer Verlust für die Nachwelt.

diefrogg - 17. Apr, 11:05

Ich finde sie nicht dumm.

Ich finde sie barbarisch. Eine Aussage aus einer Zeit, in der Brüche mit der damals herrschenden Zivilisation schnell barbarische Züge annahmen. Offenbar hie und da auch bei Künstlern.
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